Ein Blick auf Europas Grenzen: Kongress zur Grenz- und Grenzraumforschung in Breslau und Oppeln
Am 16. September 2024 öffnete das sächsische Verbindungsbüro in Breslau seine Türen für Wissenschaftler und Forscher aus ganz Europa, die sich zum 1. Kongress der Grenz- und Grenzraumforscher trafen.
Unter dem Motto „(De)Konstruktion von Grenzen in Grenzgebietsstudien“ stand der Austausch über Grenzen als lebendige Labore der europäischen Integration im Zentrum.
Der Kongress wurde in der Kooperation des Instituts für Politikwissenschaften und Verwaltung an der Universität Oppeln, dem Zentrum für Regionalforschung und Grenzraumstudien sowie der Abteilung für Soziologie der Grenzräume am Institut für Soziologie der Universität Wrocław (Breslau) durchgeführt. Des Weiteren waren das Labor Terra Diversa an der Universität Białystok, die Fakultät für Politikwissenschaften und Journalismus der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen und das International Border Studies Center an der Universität Gdańsk (Danzig) an dem Projekt beteiligt. Darüber hinaus haben Organisationen wie INTERREG, die PTS – Papiertechnische Stiftung, Ceepus und das Zentrum für europäische Projekte zur Umsetzung dieses internationalen wissenschaftlichen Vorhabens beigetragen.
Der neue interdisziplinäre Kongress brachte Experten aus verschiedensten Disziplinen zusammen, um zentrale Themen rund um Grenzen und Grenzräume zu beleuchten. Von der Bedeutung von Grenzen über grenzüberschreitende Zusammenarbeit bis hin zu den Herausforderungen durch Migration und das „Grenzenlose Europa“: Die Veranstaltung traf den Puls der Zeit, insbesondere angesichts des 20. Jubiläums der EU-Osterweiterung.
In ihrem Grußwort unterstrich Anna Leniart, Leiterin des Verbindungsbüros in Breslau, die wachsende Bedeutung von Grenzräumen angesichts globaler Krisen wie der Covid-19-Pandemie, der Migrationskrise und des Krieges in der Ukraine. Diese Krisen haben den Blick auf nationale und regionale Grenzen geschärft, die unscheinbar schienen und die Vorstellung eines offenen Europas infrage stellten. Dennoch eröffnen gerade Grenzregionen Chancen für Kooperation und Verständigung.
Die Podiumsdiskussion, moderiert von Krzysztof Kolanowski (INTERREG-Kooperationsprogramms Polen-Sachsen) brachte spannende Perspektiven hervor. Dr. Leszek Buller aus dem Zentrum für Europäische Projekte in Warschau, Prof. Elżbieta Opiłowska, Professorin der Universität Breslau und Martin Kremer, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Breslau, beleuchteten die Bedeutung von Vertrauensaufbau und der Überwindung historischer Ängste und Vorurteile. Insbesondere an der östlichen EU-Grenze, die tief in die Geschichte verankerte Konflikte erlebt hat, könnten Vergebung und Schuldbekenntnis eine Brücke für ein gemeinsames Europa der Zukunft sein.
Der Kongress setzte ein wichtiges Zeichen: Grenzräume sind nicht nur geographische Trennlinien, sondern auch Begegnungsstätten für Dialog, Versöhnung und das gemeinsame Voranschreiten in einer sich stetig wandelnden Welt.
Das Format des Kongresses zur Grenz- und Grenzraumforschung hat das Potenzial, in Zukunft ein nachhaltiges Forum für die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene zu werden.